Wenn sich der Stress nicht mehr abbauen lässt

Im ersten Gastbeitrag „Wenn sich der Stress nicht mehr abbauen lässt“ von Dr. Marc Risch geht es um die brisant-aktuellen Themen Burnout-Stress und Depression. Brisant aktuell deshalb, weil die WHO, die Weltgesundheitsorganisation psychische Erkrankungen als das grösste Volkskrankheitssyndrom in der industrialisierten Welt bis ca. 2030 einschätzt. Mit Dr. Marc Risch verbindet mich eine Kooperation im Bereich Entspannungsarbeit/therapie mit Menschen, die an depressiven Erschöpfungszuständen leiden. Als Leiter und Psychiater des Clinicum Clinicum Alpinums in Gaflei verfügt Marc Risch über langjährige Erfahrung in diesem Bereich.

Hängen Stress und Depressionen zusammen? Kann Stress ein Auslöser von Depressionen sein?

Aktuellen Studien zufolge leiden mehr als 30% aller Erwerbstätigen unter Zeitdruck und Stressbelastung am Arbeitsplatz. Zum Teil hat das mit arbeitsbedingtem Stress zu tun, zum Teil damit, dass Arbeit durch ständige Verfügbarkeit auch auf den Freizeitbereich übergreift. Auch Mehrfachbelastungen wie der Spagat zwischen Kind und Karriere oder der vielzitierte „Freizeitstress“ tragen dazu bei, dass mehr und mehr Menschen sich unter Dauerstress fühlen. Zugleich nimmt die Anzahl der von Depressionen Betroffenen weiter zu – aktuell geht man von 300 Millionen Erkrankten weltweit aus. Wie hängen Stress und Depressionen zusammen?

Dr. med. Marc Risch, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Er studierte Humanmedizin in Zürich und Innsbruck und schloss sein Studium in Innsbruck mit einem Doktorat ab. In den weiteren Jahren absolvierte er vertiefende Ausbildungen unter anderen in den Bereichen Krisenintervention, wo er zusammen mit seiner Frau als Ausbildner für das Rote Kreuz tätig war. Seit 2012 führt der Psychiater seine eigene Praxis in Schaan und arbeitet als Chefarzt im Clinicum Alpinum. https://www.clinicum-alpinum.com/

Welche Prozesse im Körper bei Stress ablaufen

Bei Stress handelt es sich eigentlich um eine körperliche Schutzreaktion bei einer Bedrohung: In einer Gefahrensituation ermöglichen die Stressreaktionen des Körpers, schnell zu reagieren, indem der Blutdruck steigt, die Muskelspannung und die Leistungsfähigkeit zunehmen. Erreicht wird das, indem der Körper verstärkt Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol ausschüttet. Lässt der Stress wieder nach, normalisiert sich auch der Hormonhaushalt wieder.

Kurze Stressepisoden können aktivierend und stimulierend wirken – sogenannter „positiver“ oder „Eu-Stress“, der durch eine herausfordernde Situation entsteht, die bewältigt werden kann. Wird Stress allerdings zur Dauerbelastung, kann er nachhaltig schädigend sein für Körper und Geist.

Wie sich Stress und Depressionen in den Symptomen ähneln

Stress und Depressionen ähneln einander in den Symptomen, in beiden Fällen kommt es zu ähnlichen körperlichen Vorgängen durch erhöhte Stresshormon-Ausschüttungen. Zu den Anzeichen für chronischen und schädigenden Stress gehören:

  • Schlafprobleme
  • Verdauungsprobleme
  • Herz-Kreislauf-Probleme
  • Angstzustände
  • Antriebsschwäche
  • gedrückte Stimmung, anhaltende Traurigkeit

Die Vielzahl der möglichen Symptome macht es wie bei der Depression nicht einfach, die Ursache klar zu erkennen.

Kann Stress Depressionen auslösen?

Stress kann die Entstehung von Depressionen begünstigen. Ob eine erhöhte Stressbelastung zu Depressionen führt, hängt aber auch von genetischen Prädispositionen, frühkindlichen Prägungen und bisherigen Erkrankungen ab. Entscheidend ist dabei, wie Sie mit dem Stress umgehen: Welche Stressbewältigungsmechanismen haben Sie? Wenn Sie dazu tendieren, sich zu überschätzen, sich zu viel aufbürden, sich keine Ruhephasen gönnen und so die „Stressspirale“ befördern, ist es eine Frage der Zeit, bis der Stress gesundheitliche Folgen hat.

Wie lassen sich Stress und Depressionen gezielt behandeln?

Normaler Stress bzw. kurze Stressphasen lassen sich durch Entspannung und körperliche Betätigung überwinden. Wenn allerdings eine stressbedingte Depression auftritt, sind Therapie und Medikamente für eine Genesung notwendig. Gezielter Stressabbau und ein bewusster Umgang mit Stress kann zur Bewältigung von Stressphasen entscheidend beitragen, dazu gehören etwa:

  • Einen ausgeglichenen Tagesablauf mit Ruhepausen und einer klaren Abgrenzung der Arbeitszeiten erlangen.
  • Auch einmal „nein“ sagen zu Verpflichtungen und Aufgaben und sich bewusst Zeit für sich zu nehmen.
  • Stress nicht nur abbauen, sondern ihm auch vorbauen durch bewussten Umgang mit den eigenen Ressourcen und Grenzen.

Ob eine ambulante Behandlung durch einen Therapeuten und die Einnahme von Antidepressiva ausreichend ist oder eine stationäre Aufnahme in einer Klinik notwendig wird, hängt von der Schwere der Erkrankung ab. Bei einer stationären Aufnahme im Clinicum Alpinum erstellen wir ein individualisiertes Behandlungsangebot. Erfahren Sie mehr darüber, welche Therapien und Zugänge unser Behandlungsangebot für Depressionen (https://clinicum-alpinum.com/depression/) umfasst und warum Schlaf eine zentrale Behandlungssäule ist (https://clinicum-alpinum.com/ratgeber/schlaf-als-zentrale-behandlungssaeule/).

Ähnliche Beiträge

Entspannung

ENT-SPANNUNGSBLOG

ENTSPANNUNGS.BLOG! Mit diesem Namen sind wir seit Ende 2019 online und wie die Schreibweise des Blogtitels bereits andeutet, geht es um „spannende“ Blogbeiträge über den

Weiterlesen »
Entspannung

Entspannung und innere Ruhe

Henrike Ortwein, Heilpraktikerin für Psychotherapie und ehemalige Kriminalpolizistin aus Hamburg und bekannt aus ARD und SWR, erklärt in ihrem Blogbeitrag, was bei Stress im Körper passiert und wie wir ihn bewältigen, vorbeugen und langfristig unsere Resilienz stärken können. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Entspannung, die mehr als nur kurze Ruhepausen umfasst. Durch Techniken wie progressive Muskelentspannung, Meditation oder autogenes Training können Körper und Geist von Stress befreit werden, was unser Wohlbefinden fördert und das Nervensystem beruhigt.

Weiterlesen »
Entspannung

Meditation – eine empirische Wissenschaft

In unserem hektischen Alltag sind wir oft gefangen in einem Strudel aus Ablenkungen und Anforderungen. Doch wie können wir der inneren Unruhe entkommen und unser volles Potenzial entfalten? In diesem Blogbeitrag nimmt der erfahrene Meditationscoach Pascal Herth uns mit auf eine Reise in die Welt der Meditation – einer empirischen Wissenschaft, die mehr ist als nur eine Methode zur Stressbewältigung.

Weiterlesen »
Entspannung

Revolutionäre Entspannung: Ein neues Zeitalter der Kopfschmerzlinderung

Kopfschmerzen und Migräne sind weit verbreitete Krankheiten, betreffen viele von uns Menschen und sind eine ernsthafte Beeinträchtigung des täglichen Lebens. Durch innovative Entspannungstechniken wird die Linderung von Kopfschmerzen revolutioniert. Wie nach einer Evaluation der Ursache Kopfschmerzen mit konventionellen und revolutionären Methoden bekämpft werden können und wie Biofeedback und Achtsamkeit ein schmerzfreies Leben ermöglichen, erfahren wir im Blogbeitrag von Pascal Rieder.

Weiterlesen »
Roland Bachstein

Roland Bachstein

Bereits in jungen Jahren befasste sich der Erfinder mit Induktionstechniken und -ritualen alter Kulturen und Religionen und erkannte dabei ein immer wiederkehrendes Muster, das allen Entspannungstechniken zugrunde liegt: Das Prinizip der monotonen Stimulation – ein gleichmässiger Rhythmus von Anspannung und Loslassen in ganz bestimmten Intensitäten, Taktungen und Geschwindigkeitswechsel – wirkt beruhigend und entschleunigend auf Gehirnaktivitäten.

Kontakt

Hast Du eine Frage? Kontaktiere mich.

Gerne bin ich persönlich für Dich da. Roland Bachstein